Montag, 19. November 2012

Aufbewahrungsort für Kinder


Kritik am „Aufbewahrungsort für Kinder“


An der Stuttgarter Straße könnte neben dem Awo-Heim eine neuer Spielplatz entstehen, den die Hortkinder nutzen können


Photo Mayer


Kornwestheim - Die Kinder haben wahrscheinlich längst neue Orte gefunden, an denen sie sich treffen. Ihre Eltern erinnern sich aber bestimmt noch gut an die Auseinandersetzung im Jahr 2007: Damals verbot die Stadt den Jungen und Mädchen das Kicken im Stadtgarten und schickte gar den Vollzugsdienst vorbei, der die Personalien der Kinder aufnahm und das Spiel unterband. Das Fußballspielen, betonte die Stadt seinerzeit, ist im Salamanderpark und im Stadtgarten verboten. Ausgerechnet letzterer soll bald zum Spiel- und Aufenthaltsort für Kinder werden – insbesondere derer, die künftig den Hort im Wette-Center besuchen.
Die Gruppen aus den städtischen Einrichtungen in der Lessing- und der Karlstraße werden in das Zentrum in der Innenstadt verlegt, dort gibt es zudem Platz für eine weitere Hortgruppe, die neu eingerichtet wird. Der Gemeinderat hat am Donnerstag dem Umzug zugestimmt, der Beschluss fiel im Zusammenhang mit der Vorstellung und der Verabschiedung der Detailpläne für die Ravensburger Kinderwelt.
Eine rund 300 Quadratmeter große Fläche soll dem Hort demnach zur Verfügung stehen. Drei Gruppenräume mit je 60 Quadratmetern sind geplant, außerdem ein 18 Quadratmeter großer Werkraum und ein 86 Quadratmeter großer Mehrzweckraum. Zudem bekommen die Kinder zwei Außenterrassen im ersten (rund 115 Quadratmeter) und im zweiten Stock (160 Quadratmeter). Ein Büro und Besprechungsraum, Sanitäreinrichtungen und der Essensbereich runden das Raumangebot ab. Zum Toben und Spielen sollen die Kinder in den nahe gelegenen Stadtgarten spazieren. Neben dem Seniorenheim der Awo oder an der Friedrich-Siller-Straße könnte ein Spielplatz entstehen, erklärt die Stadt auf Nachfrage. Das Spielen im Stadtgarten sei erlaubt, sofern Erzieherinnen dabei seien und die Bewohner des Altenheims nicht gestört würden, erklärt Sprecherin Eva Wiedemann.
Nach wie vor gibt es aber insbesondere unter den Eltern, deren Kinder den Hort in der Lessingstraße besuchen, Vorbehalte gegen den Umzug. Vorbehalte, die spätestens vier Wochen nach dem Umzug zerstreut seien, zeigte sich Oberbürgermeisterin Ursula Keck in der jüngsten Gemeinderatssitzung zuversichtlich. Diesen Optimismus teilt Kerstin Dengler, Elternvertreterin im Lessingstraßen-Hort, nicht. „Die Eltern lehnen den Umzug gemeinschaftlich ab“, sagt Dengler. Sie wünschten sich für ihre Kinder keinen fensterlosen Aufbewahrungsort, sondern Räume, in denen sich die Kinder in familiärer Atmosphäre auch mal zurückziehen könnten, um Hausaufgaben zu machen. Was Dengler besonders ärgert: Seit einer Informationsveranstaltung im März habe die Stadt keinen Kontakt zu den Eltern aufgenommen, obwohl viele offene Fragen im Raum stünden. Und: Noch bevor ein Beschluss im Gemeinderat gefallen war, habe die Verwaltung schon einen Umzugstermin festgelegt und diesen den Horten mitgeteilt.
Die Stadt betont unterdessen, Elternvertreter von Beginn an über alle Planungsschritte informiert zu haben. Zuletzt waren Mitglieder des Gesamtelternbeirats mit im Ravensburger Museum und der Spielwelt, berichtet Wiedemann und ergänzt: „Auch sie waren vom pädagogischen Anspruch dieser Bildungseinrichtung überzeugt und freuen sich mit der Stadt auf die Chancen, die durch die Kinderwelt für die Hortgruppen entstehen.“


Dienstag, 20. November 2012 
Kornwestheimer ZEITUNG